Doppelkopf als Lebensschule


Doppelkopfspielen gehört zu den Grundfertigkeiten eines Menschen. Es ermöglicht ein Überleben in der technisierten Welt.
Doppelkopfspieler brauchen keine Freunde. Sie haben drei Mitspieler, zu denen sie in einem indifferenten Verhältnis stehen. Diese Mitspieler wechseln häufig, so dass sie oft nur A, B oder C heißen. Da nicht klar ist, wer in dem jeweiligen Spiel der Partner ist, können sich Freundschaften gar nicht erst bilden, sondern ein gesundes Misstrauen bleibt ständig erhalten und ist in Bereitschaft, so dass immer die Möglichkeit besteht, den Eigennutz nach vorn zu bringen und sein Schnäppchen zu machen, bzw. sein Schäfchen ins Trockene. Damit ist Doppelkopfspielen eine gute Vorbereitung auf das Leben und ein hervorragendes Training, sich im Berufsalltag zu behaupten.

Der Doppelkopfspieler geht Freundschaften auch aus dem Grund nicht ein, weil diese so schnell zerbrechen können, z.B. durch das unangemessene Kontrasagen des Partners, wenn man gegen die Alten spielt, was eine Flut an Minuspunkten bringt. Das leichtfertige Hochpuschen von Spielen erzeugt bei den meisten Spielern einen Würgereiz, den aktuellen Partner an der Gurgel zu fassen und zu würgen, dass diesem die Luft wegbleibt.
Das Spiel ginge mit drei Spielern allerdings nicht weiter. Doppelkopfspieler haben eine natürlich Hemmschwelle, die ihre Aggression kontrolliert, denn sie sind am nächsten Spiel interessiert, das vielleicht das ersehnte Großspiel bringt, ein Solo möglicherweise, oder eine Re-Partie, in der der Gegner ein unangemessenes Kontra brüllt und für satte Punkte in der eigenen Spalte sorgt.

Menschen, die nicht Doppelkopf spielen, verkümmern in Einsamkeit, sind der schnelllebigen Zeit hilflos ausgeliefert und darüberhinaus ungewollt aggressiv gegenüber Mitmenschen, weil ihnen die doppelköpfige Hemmschwelle fehlt. "Ich brauche keine Freunde" ist eine dumme Ausrede, die gerne von Leuten benutzt wird, die wirklich keine Freunde haben, sie sich aber heimlich wünschen. Der Doppelkopfspieler braucht keine Freunde; das ist eine Tatsache, nein, sogar eine Notwendigkeit, denn nur so lässt sich sein Spiel optimal gestalten. Die hermetische Weisheit "Wie im Kleinen, so im Großen" manifestiert sich im Doppelkopf: Das Kartenspiel ist eine Schulung fürs Leben.