"Weiser Mann" Olli Dallilahmer: Lass dich nicht verwirren

Unzahl ist das Problem des Menschen in der modernen Zeit, auf dessen Schultern bereits die allgegenwärtigen Medien lasten. Überangebot hängt darüber wie ein Sack Zement, so dass der Mensch am liebsten zusammenbrechen möchte, um unter diesem Ballast sein Leben auszuseufzen und ins Paradies einzukehren, da wo alles Überflüssige fehlt, wo die Bedürfnisse aus dem Nichts heraus befriedigt werden, weil sie fehlen. Nichts mehr zu wollen, nur geschehen lassen, hinnehmen, was ist, nicht bewerten, nicht planen, nur leben, das ist die höchste Stufe unseres Seins. Wo keine Bedürfnisse, da ist auch keine Angst. Weit davon entfernt der Mensch der globalisierten Hochindustrie: Wenn er einmal für sich sein möchte, zum Beispiel, in Ruhe seinen Kaffee trinken will, dann macht der Überfluss ihm einen Strich durch die Rechnung. Ein schier endloses Angebot an Maschinen und Gefäßen, deren Funktion und vor allem, deren Zweck nicht erkennbar ist, verstellt ihm den Blick und den Weg zu einer Tasse dampfenden Kaffee, verweigert ihm das verdiente Für-Sich-Sein. Welches ist denn nun das Gerät, das das heiße Koffeingebräu produziert? Wo ist das Kaffeepulver, oder müssen erst noch Bohnen gemahlen werden, und wenn, wo sind die, und wo ist die Mühle? Muss man Pads einlegen oder wird konventionell gefiltert, ist das links ein Stampfkaffeebehälter?Wozu sind diese gießkannenartigen Gebilde da? Was macht der Löffel in meinem Kaffeebecher? Fragen, die verwirren, die verunsichern, die Angst machen. Und die wirkliche existentiellste Frage, deren fehlende Antwort den Wunsch nach dem Paradies potenziert: Wo ist Frau Müller? Warum hat die, verdammt noch mal, keinen Kaffee gekocht!?
In dieser Verzweiflung wisse: Lass dich nicht verwirren! Nicht fluchen, suchen! Frau Müller kann nicht weit sein. Dein Kaffee-Engel wacht in deiner Nähe.