Neue Übersichtlichkeit: Moderne Gärten

Wer will noch diese verwuselten Gärten, durch die sich kein Rasenmäher fressen kann? Unkräuter gibt es nicht, das sind Wildkräuter!, bramabarsiert der Ökogärtner, während er sich ein Stück Distel aus dem Handballen fummelt. Neue Übersichtlichkeit ist gefragt. Der Mensch will sehen, was er gemäht hat, wenn der Rasenmäher ruht. Und wenn er nicht mähen kann, soll es trotzdem gut aussehen. Gut heißt übersichtlich, überschaubar, kalkulierbar.
Kühles Design mit unverwüstlichen Materialien kommentieren den Zeitgeist. Der moderne Mensch kann mähen, muss es aber nicht. Vorbei die Zeiten, wo sich Gartenzwerge im Unterholz verstecken und die Rasenkanten mit der Nagelschere beschnitten werden.
Endlich kann sich der gestresste Business-Bürger erholen ohne nachzudenken. Die Gartenfläche umfasst mindestens 2000 Quadratmeter, optimal wäre die Größe eines Fußballfeldes. 98% davon sind aus nicht erneuerbaren Materialien wie Beton und Stahl. 2% bleiben der Lust am Aufsitzmäher.
Die klare Strukturierung des Geländes lenkt vom chaotischen Aktenberg im Büro ab. Erhitzte Gemüter können sich an kalten Metallen abkühlen. Die Größe des Garten sorgt für Weite; hier kann der Anzugträger seinen Blick schweifen lassen. Weitsichtigkeit kann er üben, die gerade im Börsentaumel verloren geht. Stille kehrt im Inneren ein. Wem das zu leise ist, der zieht einfach mit seinem Mäher eine Runde bei Vollgas.
Der moderne Garten hat Stil: Bauhaus lässt grüßen. Nichts Überflüssiges stört die Ästhetik, aus genommen vielleicht der Gartenbesitzer selber. Länger zu arbeiten könnte auch dieses Problem lösen.