Bodos Weltdadaismustag: 2 Gesichter (Manfred de Ap, 2008)


Der Zufall als Herrscher der Kunst, nein, der Nicht-Kunst. Zufällig sieht der Maler zwei Gesichter, vielleicht in der U- oder S-Bahn, was ihn zu einem Bild anregt. Nicht-Kunst soll provozieren; aber Nicht-Kunst kommt, wie Kunst von Können, eben von Nichtkönnen. Das ist fatal. Denn will man das bestehende System, dessen Ausdruck die Kunst ist, kritisieren, so muss man das können. Joseph Beuys, der alte Speckhutträger, meinte ja generös, jeder könne irgendwie auf seine Art und Weise ein Künstler sein. Das ist natürlich Blödsinn. Wenn Knut sein Bild, das er mit Fingerfarben gemalt hat, verkaufen will, dann bringt das überhaupt nichts. Überhaupt nichts ein, nämlich . Kritik ist gar nicht so einfach, weil sie ja auch der einfache Mensch verstehen soll; der Kunstmäzen kriegt das ja schon gar nicht hin, weil der immer nur in Zahlen denkt und die Kunstwerke nach möglicher Einnahme posthum berechnet. Selbst wenn man sich wie Manfred de Ap einen Namen gibt, der schon irgendwie bekannt ist und verkaufsfördernd wirkt( Hans Arp kennt ja wohl jeder, und de Ap war ein landesbekannter Boxer), heißt das noch nicht, dass man mit dahingeschmierten Bildern Kasse machen kann. Zum anderen: Die beiden Gesichter, schnell mit einem Edding auf eine Din-A-6-Karte gezogen, drücken ein einerseits pessimistisches, andererseits optimistisches Wahrnehmen des eigenen Daseins aus. Die beiden Gesichter heben sich gegenseitig auf,Plus gegen Minus, Frohsinn gegen Miesmacherei und Sauertöpfigkeit, so, als seien sie gar nicht da. Als sei nur diese leere Postkarte da, die nicht einmal ein Feld für die Briefmarke aufweist. Das kann aber keine Kritik bedeuten. Es sei denn, irgendein Geldsack drückt dafür schnell mal 10 000 € ab und macht Manfred de Ap zu einem hochdotierten Künstler. Dann fangen plötzlich alle an, darüber nachzudenken, was denn wohl mit dem Bild gemeint sei. Tausend Deutungen werden vorgetragen; aber keiner glaubt, dass de Ap nur mal gucken wollte, ob es jemanden gibt, der seinen Schwachsinn kauft. Ich kann darüber nur lachen, weil ich mindestens zweitausend Bilder in der Form habe, die noch keiner angeguckt hat, geschweige denn, gekauft. Das finde ich kritisch. Egon von Doeskopp