Was, bitteschön, ist "Abpilgern"?


Ja, was ist das denn? Abpilgern?
Wenn man nicht genau weiß,w ie das heißt, was man tut, dann ist es an der Zeit, ein neues Wort zu erfinden, oder ein altes mit einer neuen Vorsilbe zu versehen.
Waren Andenken früher überflüssige Gegenstände aus unscheinbaren Kurorten, die schließlich in hässlichen Vitrinen, auf einer eben so unschönen Kommode oder einem schreinartigen Fernseher verstaubten, bildete man später ein Verb - andenken- nämlich. Das Wort wollte wohl ausdrücken, dass man Bedenken hatte, etwas zu Ende zu denken, und es aber auch nicht unter den Tisch fallen lassen konnte, sodass man sich für das schnelle Andenken entschied, in welchem das Anfangen drinsteckt und die Verpflichtung nicht eingefordert wird, auch bis zum bitteren Ende weiterzudenken. Im Partizip Perfekt - angedacht- entstand ein Begriff für die Dachdeckerzunft, der wohl das Anheften eines Daches an ein bestehendes Gebäude bedeutete.
Jetzt wird abgepilgert.
Pilgern kennt jeder, das Herumlaufen auf vorgegebenen Pfaden, möglichst auch das kommode Übernachten in geschlossenen Räumen, und das Erreichen eines Pilgerzieles. Das tut der Fromme gern.
Dann gibt es den, der sich am Hunger der Welt bereichert und trotzdem legale Marktspekulationen für die eigene Tasche betreibt. Das ist ein Sünder. Manchmal wird er losgeschickt, um für seine Seele etwas Gutes zu tun. Er hat aber keine Lust, weil in der gleichen Zeit seine Geschäfte vielleicht den Bach runtergehen, denn die Menschen verhungern sowieso. Dieser finanzspekulative Sünder will die Strecke abpilgern; irgendwie schleppt er sich die 15 km am Tag ans Zwischenziel, lustlos und wenig reuevoll, aber er glaubt sich vor den 2 Jahren Fegefeuer, die auf seine Machenschaften stehen, gerettet. 
Das mag die eine Bedeutung von "abpilgern" sein.
Die andere ist wohl: Es ist jetzt kalt und regnerisch, nebelig und trüb, keine Jahreszeit für den Pilger, der Wert auf sein Äußeres legt und nicht mit wettergegerbter Haut nach Hause kommen will. Absurfen und Abgrillen stehen in enger Verbindung mit Abpilgern, ebenso das Wort Abmontieren.Schluss für dieses Jahr. Der nächste Sommer kommt bestimmt.
Auch die von den Gläubigen verehrten Wörter wie "Pilgern" werden einer Säkularisierung unterzogen und damit ihres mystischen und spirituellen Gehalts beraubt.
Schön ist das nicht. Aber, was ist heutzutage noch schön? Nicht einmal Heidi Klump.