Ameisenbär und Atomkraftwerk

Weißt du, Schätzchen, du musst einfach auf englisch schreiben. Das klingt immer gut. Oder meistens. Wenn der Rhythmus stimmt. Dann ist das egal, ob du über Ameisenbären oder Atomkraftwerke schreibst. Dieser blöde Songwriterlehrer, dachte Beate genervt. Und sie hatte so viel Geld für das Liedermacherwochenende bezahlt. Eigentlich wollte sie lernen, wie man auf deutsch schöne Liedtexte schreibt. Aber das war schwer, da hatte der Coach schon Recht. Atomic plant klang super, es gab ja auch atomic kitchen. Und ein meltdown war doch ein tolles sprachliches Bild für einen lovesong. Ein Liebeslied. Und was ein anteater ist, ist jedem egal, Hauptsache, man kann mitsingen. Klingt nach Tantenesser, na schön, das Lied hätte dann vielleicht was mit jugendlichem Aufbegehren gegen küssende Tanten zu tun. Und wer es richtig versteht, interpretiert ein Kosewort hinein, du bist mein Ameisenbär, weich und wild, aber irgendwie lieb, mit Rüssel, je mehr Assoziationen, desto gelungener das gewählte Bild. Der Coach hatte schlicht und ergreifend Recht. Transportation of bodies klang subtiler als Totentransport, apple erfolgreicher als Apfel und revolving door eleganter als Drehtür.