Schenken und Beschenktwerden


Zeit des Schenkens. Zeit des Freudemachens.
Wer nicht auf Selbstgebasteltes des Vorjahres zurückgreifen will, vielleicht die Makramee-Ampel von Tante Elsa, die im Keller verstaubt und weiterverschenkt werden will, oder eine Strickmütze aus Wollresten, die dem Träger etwas Ökologisches an den Kopf bringt, geht mit offenen und hellen Augen an den Ständen der Kunstmärkte vorbei und macht dort sein Schnäppchen.
Es muss mir ja nicht selbst gefallen und möglicherweise will ich es auch nicht geschenkt bekommen, weil die Verrümpelungsorte in der Wohnung bereits voll sind, aber über Geschmack lässt sich nicht streiten und wenn Onkel Georg ein orangefarbenes Trinkglas gut findet, weil er da seinen Rosé als Wasser deklarieren kann, dann wird das zum Gesetz. Schenke, was dem zu Beschenkenden gefällt, auch wenn du selbst eine Art psychischen Brechreiz spürst, der die die Sinne benebeln will. Onkel Georg mag das Glas. Es kommt nicht immer darauf an, wie teuer ein Geschenk ist, sondern dass es von Herzen kommt, das der Beschenkte merkt, dass sich da jemand Gedanken gemacht hat. Das Wasserglas mit dem Teelicht zeigt: Ah, da will jemand sparen, damit es im nächsten Jahr für ein vernünftiges Geschenk reicht!
Dumm ist, wenn ein auf dem Kunstmarkt gekauftes Geschenk weder dem Schenker noch dem Beschenkten gefällt. Das sorgt für Unmut, potenziert den sogar noch, weil die Schenksituation verdorben ist durch ein gequältes Grinsen und ein genuscheltes Dankescheiß, was wohl Dankeschön bedeuten sollte, und als verstandenes "Was soll der Scheiß?" dem Schenker ins Ohr flüchtet und dort für Stress sorgt.
Schenken ist nicht leicht, manchmal sollte man sogar darauf verzichten, wenn man weiß, dass das Objekt des Beschenken weder etwas braucht, noch sich über etwas freut und insgesamt überhaupt keinen Geschmack hat. Nicht mal einen schlechten.