Im Licht des abnehmenden Mondes

Ich kann essen, was ich will. Ich nehme nicht ab.



Ich habe wieder zugenommen. Dabei habe ich nicht mehr und nicht weniger gegessen. Gut, die Bierchen der letzten Woche, vielleicht schlagen die zu Bauche, aber sonst?Die Wurst, das fette Hähnchen, der gebratene Speck. Das dreifach belegte Butterbrot. der Rotwein uwischen den Bierchen. Ein Ouzo. Oder zwei. die Sahnetorte bei Tante Frieda, also drei Stücke davon und ein Stück Zuckerkuchen, ein Doppelstück genau genommen.
Immer wenn der Mond zunimmt, nehme ich auch zu. Immer wenn der Mond abnimmt, nehme ich trotzdem zu; ein Kreislauf wie Ebbe und Flut, nur dass bei mir nie Ebbe ist. Ich bin traurig. Warum kann nicht auch für den Menschen alles geregelt sein wie für die Natur? Alles hat seine Zeit, es gibt eine Zeit des Zunehmens und eine Zeit des Abnehmens. 
Eben nicht. 
Jetzt habe ich bei jedem Bissen und bei jedem Bierchen ein schlechtes Gewissen. Jetzt ist wieder Flut.Ich nehme zu.
Wo bleibt meine Ebbe?
Ich möchte einmal im Leben ein Bier mit gutem Gewissen trinken, ein Butterbrot, eine Currywurst essen, ohne ein schlechtes Gefühl zu haben. Dagegen anzukämpfen ist schwer, aber man wächst an dieser Aufgabe. Vor allem am Bauch.