Ameisenbär und Atomkraftwerk


Hmmm, leckter schmatzte Pibo, der Ameisenbär, die Ameisen hinterm Atomkraftwerk sind die leckersten! So süß und so dick, so schlotzig und weich in der Kehle! Gehen runter wie Öl, schmecken aber tausendmal besser.
Gut, sie sahen etwas anders aus und entsprachen nicht der EU-Norm für Ameisen: Da müssen die nämlich wie Ameisen aussehen, und Ameisen sind nun mal klein und drahtig, auch müssen innen Ameisen drin sein, und wo nicht viel dran ist, ist auch nicht viel drin. Die Menschen hinterm Kraftwerk grillten die regionalen Ameisen gern und nannten die leckere Nahrung auch Mettgurken auf Beinen. Die machten sich gut auf dem Grill und waren ergiebiger als Bratwürste. Vor allem preiswerter. Man konnte sie einfach aus ihren riesigen Haufen buddeln, kurz abbürsten und schon streckten sie sich auf dem heißen Rost.
Hildi hatte Pibo immer wieder geraten: Iss doch mal einen Apfel. Aber Apfel war zu öko, und öko war nur gesund und nicht schmackhaft. Pibo fühlte sich nicht krank. Er hatte etwas zugenommen, besonders unten links im Bauch, eher in der Seite, da war es etwas dicker, ein Art Knubbel hatte sich dort platziert und verdarb seine Taille, auf die er immer so stolz gewesen war.
Das konnte aber nicht mit den A-Meisen zu tun haben, wie Pibo sie nannte, um sie von den normalen Ameisen zu unterscheiden. Dafür waren die einfach zu lecker und gegen Knubbel im Bauch an der Seite konnte auch ein Apfel pro Tag nichts ausmachen. Schön wäre, wenn auch rechts ein Knubbel entstünde, wegen der Symmetrie vor allem. 
Man sollte bei allem immer auch Wert auf das Äußere legen. Und Symmetrie war für einen Ameisenbären Äußeres.
Pibo war satt. Er legte sich unter den riesigen Affenbrotbaum, der sich seit vier Wochen hier breit gemacht hatte und sah unter das Blätterdach. Seine Lider wurde bereits schwer und das leise Summe des Kraftwerkes tat das Seinige.
Pibo schlief sanft ein und träumte, dass Zebras sich flach auf den Boden legen, wenn sie von einem Löwen verfolgt werden. Dieser denkt dann, es handele sich um einen Fußgängerüberweg, setzt sich hin und wartet, dass die Ampel grün zeigt. Nur, dass keine Ampel da ist. Jetzt heißt es: Wer steht zu erst auf? Aber das ist eine andere Geschichte.