Dröm Man

Lieber Björn Borg,
ich wäre dein Fan gewesen, wenn meine Schwester dich nicht schon so sehr verehrt hätte. Das war wie mit Michael Holm - wen sie gut fand, den fand ich doof. Dafür fand sie Costa Cordalis beknackt und ich, nunja, das ist mir heute ein bisschen unangenehm. Ich wäre also dein Fan gewesen, aber die Umstände haben es eben nicht zugelassen. Dafür habe ich mit dir im Fernsehen den Inbegriff des Tennisspielers, des schweigenden Tennisspielers, des weiß gekleideten Tennisspielers und des schwedischen Mannes kennen gelernt. Alter Schwede, warst du schön. Meine Schwester fand auch John McEnroe gut, den ich zum Glück wirklich blöd fand. Aber du warst und bliebst vergriffen, bis meine Schwester zum ersten Mal Michael Groß im Fernsehen sah. Ach nein, davor kam noch Eike Immel (und ein Telefonat mit dessen Mutter, leider erfolglos). Da warst du schon zu alt und hast kein Tennis mehr gespielt. Was machst du heute so? Ist Weiß noch deine Lieblingsfarbe? Sind Tennisklamotten immer noch deine Lieblingskleidung? Kannst du von den Preisgeldern von damals leben oder hast du noch eine andere Erwerbsquelle? Schade, man weiß so wenig von dir. So sind die Schweden eben, bescheiden und zurückhaltend. Möchtest du wissen, was meine Schwester heute so macht? Wenn ja, meld dich einfach. Ich schreib dir aber auch, was ich so mache. Da würde meine Schwester sich vielleicht ärgern ... Schickst du mir wenigstens ein Autogramm, vielleicht auf einem Kleidungsstück, das du gern trägst? Sie würde es nicht zeigen, aber ich wüsste, dass sie sich schwarz ärgern würde. Ich habe meine Schwester natürlich trotzdem lieb, klar, man muss sich eben nur ein bisschen abgrenzen, bei Männern, Musik und Marken. Sonst wird man ja nichts Eigenes.

Deine anachronistische Verehrerin