Buchbesprechung: Herpes Kakkeling - Ich bleib dann mal hier


"Ich bleib dann mal hier" - Nichts für echte Pilger

Man denkt, dass sich der Autor an einen bekannten Namen angelehnt hat, um den Ruhm und vor allem das Geld abzuschöpfen, das der Namensvetter bereits im Säckel hat. Aber den Leser erwartet doch etwas Neues:
In Zeiten des An- und Abpilgerns, des ruhelos Umherirrens und Suchens nach Pfaden, die noch keiner gegangen ist, besinnt sich der ein oder andere darauf, einfach mal zu Hause zu bleiben, sitzen zu bleiben und im Wohnzimmer auf der Couch zu kontemplieren, vielleicht während ein nettes Unterhaltungsprogramm über Wanderwege im Südharz und Klosterherbergen im Schwarzwald auf dem Bildschirm läuft.
Warum in die Ferne schweifen, wenn das private Glück, das sich aus der Ruhe die Kraft nimmt, im Privaten durch das Nichttun wächst?
Warum die Natur meditierend wahrnehmen, wenn sich ein ähnlicher Effekt durch eine Tüte Chips, eine Dose Three Sixty in der Geschmacksrichtung Bronchialtee/Wodka oder einen Hamburger auch erreichen lässt? Was Kakkeling auf seiner "Reise" auf der Wohnzimmercouch erlebt hat, ist haarsträubend und zwingt förmlich zur Nachahmung: Geschichten, als habe man selbst mitgezappt.
Ein Höhepunkt der 6 Wochen, in denen der Autor neun Kilo zugenommen hat, ist das Rätsel auf RTL während der Geissen-Show "25 Jahre Kuschel-Rock".
Der Zuschauer soll ein Wort erraten: KUSCHEL- OCK. Wie heißt das Wort vollständig?
Da wird der Gewinn nebensächlich, wenn das Hirn darüber arbeitet, für wen der Sender seine Zuschauer hält. Wenn man das rausgekriegt hat, gehört man schon nicht mehr dazu. Das ist ein echter Gewinn.
Wer durch das Buch angeregt wird, ähnlich nachzudenken, hat sein Geld nicht umsonst ausgegeben; der Heizwert des spirituellen "Bleibe"-Führers ist nämlich sehr gering.
Marcel Reis-Randnixschnitzel