Nackte mit Gasmaske

Siebzig Prozent Steigung, für Oma und Trude ein Nichts. Früher hatten sie darüber gelacht. Wir sind doch eigentlich so ganz Hundertprozentige, hatten sie gescherzt, wohlwissend, dass man dann am Hang doch abschmiert, wenn man nicht ein paar zünftige Nägel in die Wand haut. Siebzig Prozent ist auch nicht schlecht, husteten sie jetzt vor sich hin und hofften insgeheim, dass sie endlich zu Hause wären, denn die Einkaufsbeutel schnitten unangenehm in die Hände.
Nun renn doch nicht so, rief Oma hinter Trude her, du bist doch auch nicht mehr die Jüngste. Ruhe, schnaufte Trude, sonst kommst du ins Altersheim. Jaja, wenn du nicht mehr kannst, dann fängst du mit dem Altersheim an. Ruhe jetzt, spar dir deinen Atem für den Berg!, kommandierte Trude. Oma lenkte ein: Hast du eben die nackte Frau mit der Gasmaske am Straßenrand vor der Leitplanke gesehen?
Ja, habe ich, antwortete Trude.
Und?, fragte Oma weiter.
Ich weiß nicht, japste Trude, denn der Berg war immer noch steil, ob das die neuste Mode ist? Oder geistige Verwirrung.
Ist doch meistens dasselbe, hechelte Oma, die sich ranhalten musste.
Aber nackt? Ist das denn Mode? Daran kann doch keiner was verdienen. Man verdient doch nichts an Nichts.
Da hast du auch wieder recht. Vielleicht verdienen die an der Gasmaske was, schlug Oma vor.
Ach, die sind doch aus dem Internet, von Ihbäh oder Emmerson.Gebraucht und zum Selberabholen. Abrüstung quasi.
Mann, ist das heute weit, grunzte Oma.
Nicht weiter als sonst, sagte Trude.
Wo du Recht hast, hast du Recht, schnaufte Oma.
Sag ich doch.
Haste gar nicht.
Denk ans Altersheim!
Ich hatte es gerade vergessen.
Eben.