Gehirne zusammentun - Geht das?

Was nützt es, zwei oder drei Gehirne zu haben?, fragt Paul. Meinst du deswegen sind wir klüger? Ich glaube, die da hinten tanzen, nur eben ohne Musik, versucht Georg seine Argumente von vorhin noch einmal zu wiederholen. Tanzen soll das sein?



Ich habe eher den Eindruck, die springen wild herum, weil sie sich mit heißer Brühe aus ihren Thermoskannen bespritzt haben! Norbert ist ärgerlich. Seit einer Viertelstunde schon beharrt Georg auf seiner Meinung. Vor allem: Was interessiert es die drei überhaupt, ob dahinten, kurz vorm Horizont, wo die Welt zu Ende ist, Leute tanzen oder nur wild herumhüpfen, weil sie ihre Thermoskannen geöffnet haben und nun mit dem heißen Inhalt herumspritzen?
Wenn wir unsere Gehirne zusammentun, dann können wir eine richtige Analyse der Situation vornehmen, dann können wir, ohne hinzugehen, Schlussfolgerungen ziehen, die gar nicht zu widerlegen sind. Gehirne zusammentun, fragt Paul ungläubig, wie willst du das denn machen? Na, zusammen denken, zusammen beobachten, zusammen Schlussfolgerungen ziehen, zusammen eine Lösung finden. Norbert brummt, aber es ist zu merken, dass sein Ärger ansteigt: Wen interessiert das? Was gehen mich angebliche Thermoskannenspritzer an? Ich will nach Hause, gleich fängt das Länderspiele an!
Da haben wir es doch: Fußball verdirbt den Geist und obendrein den Charakter. Anstatt dich um deine Mitmenschen zu kümmern, hängst du dich gleich vor die Glotze und guckst einer zusammengenähten Lederkugel nach, die 22 Leute über einen frisch gemähten Rasen schießen. Blödsinn! Paul versucht ruhig zu bleiben: Wir können unsere Gehirne nicht zusammentun, Norberts ist voll mit Fußball, das würde alles kaputt machen, und ich habe Hunger, das ist ein Bedürfnis, das alles Denken bei mir behindert. Ich habe sowieso andere Sorgen, mein Pitbull ist nicht stubenrein, nur als Beispiel, der ist schon 4 Jahre alt, das wird nichts, und steck den mal mit der Schnauze in seine Pfütze, da lässt du aber schnell die Finger von...Ich wüsste gar nicht, wie ich den ins Tierheim kriegen sollte. Maulkorb, dass ich nicht lache, einen Maulkorb kriegst du auf dieses Vieh nicht drauf. Aber Rotraud musste unbedingt einen Pitbull haben, das macht was her, da haben die Leute Respekt, auch die anderen Hunde, da wird man gegrüßt, bevor der Wolfi an zu knurren fängt. Wolfi! Blöder Name für einen Pitbull, grunzt Norbert. Der säuft bestimmt Pils zum Chappi.
Georg wird lauter: Erkenntnis! Das ist es doch, das macht den Sinn des Lebens aus. Das ist eine gute Übung, das zu üben. Was spricht denn dagegen? Ich stelle eine These auf: Die Leute am Horizont tanzen. These 2: Am Horizont ist die Welt zu Ende. Jetzt müsst ihr das nur widerlegen und ich gucke mal, wie ich das von hier alles erklären kann. Oder so ähnlich.
These, These...Prothese, sage ich. Paul dröhnt: Ich brauch jetzt eine Currywurst, da setzt sich schon mal gern was hinter die Dritten. Und dann, nach dem Länderspiel werde ich dem Hund mal den Maulkorb draufschieben, da kann der knurren, wie der will. Ab heute bestimme ich.
Norbert nuschelt beim Weggehen: Lass die mal tanzen oder was die machen, gleich ist Anpfiff, wie bei meiner Alten, wenn ich da nicht pünktlich zu Hause bin, gibt’s auch erst nen Anpfiff, und wenn die schlecht gelaunt ist, gleich noch nen Elfmeter.
Georg ist enttäuscht: Wissenschaftsbanausen.
In der Ferne am Horizont, da wo die Welt zu Ende ist, poltert Horst: Blöder Thermoskannentanz, ich gehe, gleich fängt das Länderspiel an. Ich muss, schließt sich Hans an, ich kann sowieso nicht tanzen. Konnte ich noch nie, wenn meine Frau erfährt, dass ich hier mit ner Thermoskanne tanze, dann bin ich ruckzuck in einem Grundkurs für Standardtänze drin, nicht mit mir, nicht mit mir, das kann ich euch flüstern. Oder in der Geschlossenen.
Molle hält seine Thermoskanne fest in beiden Händen: Kulturbanausen, zischt er.