Behäbigkeit

Da denkst du, endlich hast du deine Ruhe gefunden, nein, mehr, du ruhst in dir, du kannst die Dinge betrachten ohne Aufregung, kritisch zwar, und immer mit einem Kommentar, der den anderen zeigt, wo du stehst, oder wo du sitzt, und wo jene stehen und sitzen, du bist auf dem Weg, das Leiden zu überwinden. Und dann kommt eine Person, meistens eine weibliche, und sagt: Nä, wenn ich das sehe, wie behäbig du da sitzt, so selbstgefällig, so unbewegt und unbeweglich, nä, da könnte ich mich aufregen, da könnte ich explodieren, da geht mir die Hutschnur auf, das macht mich fertig, nichts kann mich aufregen, aber du in deiner Behäbigkeit, in dieser pseudoabgeklärten Haltung, das ist doch arrogant, das ist doch zum Heulen. Aber die Person, meistens eine weibliche, explodiert nicht, nein, sie hüpft herum, schwenkt die Arme und zeigt Waden, ja, die sind zu dick, ja, da sind Strümpfe drüber, dann kann man eben denken, die Strümpfe seien zu dick, aber bei dir ist doch alles zu dick, die ganze Haltung eben, die ist dick, auch wenn der Rest noch gerade so geht, ich habe das so dicke, das glaubst du nicht.
Da denkst du dann, was habe ich den Frauen getan? Was ist passiert? Ist das das Gandhi-Syndrom? Durch Nichttun provozieren, durch Wangehinhalten, durch passiven Widerstand?
Und dann wirst du froh: Nach 2000 Jahren hast du es geschafft, eine Frau aufzuregen, dass sie sich über den Mann erhebt. Super! Da haben wir, vor allem die männlichen Personen, doch gewartet, dann können wir uns doch endlich zur Ruhe setzen, da können wir doch endlich behäbig werden, auch wenn wir das für das In-Sich-Ruhen halten. Da könne wir doch endlich unsere Innere Frau erwecken und uns mit ihr versöhnen.
Und die aufgeregten Frauen? Lass sie doch!