Die Gedanken sind frei: Elvira

Manchmal macht Liebe blind
Die Gedanken sind frei, wenn ich diesen Quatsch höre, kann ich nur sagen: Überhaupt nicht. Den ganzen Tag muss ich an Elvira denken, an die süße Elvira mit ihren Zöpfen und der vollgeschriebenen Schiefertafel, und dass sie den gleichen Griffel hatte wie ich, dass sie auch lieber warme Milch als warmen Kakao trank und so schön lächeln konnte. Einmal saß ich neben ihr, und ich konnte sie riechen.
Dann kam Horst, der blöde Arsch, und der hat sie dann geschnappt, dieser Tölpel, dieser Schiefertafelablecker, dieser Griffelfatzke, dessen Spitze immer abgebrochen war. Aber das mit der abgebrochenen Spitze war ja wohl kein Omen, immerhin hat ihm Elvira drei Kinder geboren und sah auch irgendwie glücklich aus. Dabei hatte ihr Blick etwas Kuhäugisches, fehlte noch, dass ihr die Zunge raushing, wenn sie die Horstbrut vom Kindergarten abholte.
Horst. Immer der Letzte im Schnellrechnen. Aber beim Draufhauen immer obenauf, immer was auf die Zwölf verteilt, immer ein Treffer an der Schießbude, immer eine Plastikrose für Elvira parat.
Dumm wie Stroh, aber ein Frauenbeeindrucker.
Hoffentlich hat der Nachwuchs ein bisschen was von Elvira. Drei Horste mehr auf dieser Welt wäre der Untergang.
Immer muss ich an Elvira denken, an die von damals; die von heute sieht schon breitgewalzt aus und hat auch etwas von Horst im Blick. Wahrscheinlich trinkt sie keine warme Milch mehr und hat auch keinen Griffel. Die Schiefertafel ist zerbrochen. Endgültig.