Dem Universum danken

Wie lange hasst du schon dein Spiegelbild, morgens, kurz nach dem Aufstehen? Du hast Salben und Pasten aufgetragen, hast massiert und grimassiert, hast geklopft und geklatscht, geschoben und gedrückt, hast es mit positivem Denken versucht, mit Merzspezialdragées, weil Schönheit von innen kommt, hast Kopfstand an der Kellerwand geübt, hast Rollkuren gemacht, dir orale Einläufe verpasst und bist mit dem Kopf vor die Wand geknallt; nichts hat geholfen. Du siehst beschissen aus. Da hilft nichts. Du fühlst dich allein, und weißt im Stillen, du bist der hässlichste Mensch auf der ganzen Welt.
Und dann begegnest du jemandem, der siehst noch beschissener aus. Du dankst dem Universum für die Gnade, die dir zuteil werden durfte. Man hat dich nicht vergessen, man hat deine Gebete erhört, hat deine Bemühungen nicht ignoriert. Das ist schön: Du bist nur der zweithässlichste Mensch auf der ganzen Welt.
Hömma, Meister, sprichst du den Fremden an, hast du eigentlich schon mal in den Spiegel geguckt?