Skandinavische Krimis weiter schreiben: Aschermittwoch in Köln

Die Stadtwerke von Köln hatten die Domplatte fast vollständig gereinigt. Nun standen die Reinigungskräfte missmutig hinter dem Absperrband und wussten, dass sie erst nach Hause durften, wenn die Spurensicherung ihre Arbeit beendet hatte. Dann durften sie sich die letzten Quadratmeter vornehmen, auf denen jetzt noch 7 Leichen lagen, sorgsam nebeneinander aufgereiht. Sie beobachteten die Polizisten und den großen Mann mit den blutunterlaufenen Augen, der nachdenklich und rauchend die Leichen betrachtete. Eine Schnapsleiche, dachten einige von ihnen, nicht wissend, dass der Mann gerade erst aus Oslo eingetroffen war und mit Karneval gar nichts am Hut hatte. Trotzdem wusste der große Mann nur zu gut, wie es sich anfühlte, eine Schnapsleiche zu sein und dass das Leben nach der Auferstehung nur selten einem frischen Ostermorgen glich. Einer der Toten war Norweger, ein Krimiautor, der in seinen Romanen furchtbar übertrieb und den der große Mann, Kommissar bei der norwegischen Polizei, für seine unrealistischen Darstellungen gern schon mal selbst umgebracht hätte. Aber das war nun nicht mehr notwendig. Stattdessen sollte er zur Aufklärung dieses Massenmordes beitragen. Nur die Feiern der vergangenen Tage konnten erklären, warum sich nicht schon mehr Schaulustige eingefunden hatten. Der große Norweger fuhr mit dem Zeigefinger über das Aschekreuz auf der Stirn einer getöteten ungefähr vierzigjährigen Frau, die noch ein Hühnerkostüm trug. Alle Toten trugen solch ein Aschekreuz auf der Stirn. Der Polizist leckte über den Finger. Straßendreck, Nikotin und Schnapsreste, vielleicht auch Bier, das berühmte Kölner Bier, wie hieß es doch gleich, waren hier vermischt worden, zu einem grauen Aschebrei. Eine genauere Analyse musste das Labor erbringen. Bei einer erneuten Geschmacksprobe müsste der Mann einen Rückfall befürchten. Aber da war noch etwas, ein besonderer Geschmack, er dachte nach, etwas Ungewöhnliches, doch, es gab keinen Zweifel, er schmeckte Weihwasser.