Dürstender Rosmarin

Was nützt mir das Wasser, wenn es in einer Flasche ist, dachte der Rosmarin und sein Durst wurde unerträglich. Wasser war Leben, das wusste jeder und auch ein einfacher Rosmarinbusch wollte leben.
Der Rosmarinbusch war so bescheiden, dass er nichts anderes wollte, nicht einmal Menschen mit seinem Duft erfreuen, Feinschmeckern den Gaumenschmaus verschönen, schon gar nicht, dass Fußpilzbesitzer sich sein Öl auf die befallenen Stellen pinselten und beteten, dass der orgiastische Juckreiz verschwände, denn es war nicht immer schön, wenn man in einer Abendgesellschaft den Zeh am Tischbein rieb oder versuchte, mit dem Zeigenfinger unter den Strumpf zu gelangen und abgestoßene Hautteile zu entfernen. Wie juckreizend, der flache Neologismus dazu.
Ätherische Öle, Küchengewürz, Heilmittel.
Aber es dürstete den Busch.
Musste denn jeder und jedes immer und ewig zu etwas nutze sein?
Es ging um leben, um überleben. Einfach da sein, einfach mal entspannt in der Gegend herumwachsen. Ein Wasser trinken, wenn es einen danach verlangte. Nicht verdursten!
Der Rosmarin bedurfte seiner. Aber wen kümmerte der Durst des Rosmarins, wenn er Fußpilz hatte?