Die Mythen der Frauen: Geschirrspüler

Gesine behauptete immer, dass Messer mit der Spitze nach oben zeigend in den Besteckkasten der Spülmaschine eingeräumt werden müssten. Erst dann könne die Maschine diese zufriedenstellend reinigen.
Das Gleiche gelte auch für Löffel und Gabeln. An den Spitzen, von denen man bei Gabel und Löffel seltener spricht, hafteten schließlich die meisten Essenreste, die es zu entfernen gelte. Es war unmöglich, sich diesem Imperativ zu widersetzen, wollte  man sich als Mann, und damit die ganz Mannschaft der Welt, sich nicht der Schlampigkeit, der Bequemlichkeit, der Unreinlichkeit bezichtigen lassen.
Längst hatten Studien bewiesen, dass die Effektivität einer Spülmaschine von ihrer Qualität, dem Härtegrad des Wassers und den Reinigungszutaten abhängt.
Gesine blieb aber bei ihrer These, die zum Gesetz wurde.
Schließlich wurde die Art und Weise, wie das Messer in den Kasten gesetzt war, zum Kriterium für den Zustand ihrer Beziehung. Es war Missachtung ihrer Person und ihrer Arbeit, wenn das Messer falsch herum stak. Und schließlich war der Zustand der Demütigung erreicht; obgleich der Mann meinte, dass der Endpunkt des Messerdesasterentwicklung erreicht sei, kam es zur tief verletzenden Erniedrigung. Gesine als Frau und die ganze Frauenschaft der Welt wurden zu Sklavinnen des Mannes, der sich zu schade war, ein Messer so in den Besteckkasten einer Spülmaschine zu platzieren, dass ein höchster Reinigungsgrad erreicht werden konnte.
Gesine reichte die Scheidung ein.