Montag nach der Zeitumstellung


Alles ist früher dran, nur die Sonne kommt später. Wir mögen die Sommerzeit nicht, weil wir uns ihr unterwerfen müssen.
Der Russe ist schlau, er will die Sommerzeit wieder ändern. Der Russe steht nicht allzugern früh auf, denn es ist kalt in seinem Land.
Wir Deutschen bleiben dabei: Sommerzeit ist Sommerzeit, Winterzeit ist Winterzeit. Als ergötzten wir uns an dem, was wir nicht mögen. Der Deutsche ist märtyrerhaft, er büßt immer noch.
Einmal angefangen, wird weitergemacht, durchgehalten, nicht dumm gefragt, auch wenn das schlau wäre. Der Deutsche hängt an seinen Gewohnheiten. Er gehorcht und zweifelt nicht. Vielleicht ganz kurz, wenn die Normalzeit auf Sommerzeit umgestellt wird, weil es im Bett so warm ist und draußen noch alles dunkel.

Alles kommt früher: Der Wecker klingelt eher, das Zähneputzen, das Kaffeetrinken, das Butterbroteschmieren, das Losfahren in den ersten Stau. Als hätte der Mensch nicht einen Biorhythmus, den es zu berücksichtigen gilt. Alles früher.
Die Müdigkeit will bleiben, der letzte Traum hängt noch nach, und  das Gefühl, dass die Woche jetzt am längsten ist. Nur die Sonne kommt später. Klar, die Sonne, die sich selbst genug sein könnte, weil sie immer für sich scheint, weil sie immer in ihrer eigenen Nähe ist, die Sonne kommt später. Die Sonne lacht, auch wenn es wolkig ist. Die Sonne lacht wahrscheinlich über uns, die wir in den Tag hetzen müssen. Das ist nicht fair. Der Russe ist schlau; er lässt es wieder, wie es ist. Denn der Tag ist lang genug. Das Bett ist warm. Und die Sonne lässt auf sich warten.