"Weiser Mann" Olli Dallilahmer: Die Welt ist bunt


Gehörst du zu den Menschen, für die es nur Schwarz oder Weiß gibt, nur Hoch oder Tief, nur Vorne oder Hinten? Wieviel entgeht solchen Menschen, die ihre Augen nicht öffnen, um das Schöne, das ihnen zu Füßen liegt, zu erkennen. Selbst die Katze, die eben von einem LKW überfahren wurde, hat noch etwas Anmutiges, das deine Welt aus dem Farblosen retten kann. Voller Ruhe liegt sie da, gefangen im Moment ihres Todes, voll des Wissens ihrer Unsterblichkeit, ihres Aufgehobenseins im Ewigen. Wundersam behütend schmiegt sie sich an den kalten Asphalt, so als gehöre sie zu ihm, als sei sie ein Teil des Bodens, geschaffen, den hektischen Menschen in ihren rasenden Kisten das Leben immer schneller zu machen, dass sie ihre Ziele noch schneller erreichen, noch schneller erfahren sollen, wie leer ihr Sein wird, wenn ihnen die Erreichung der Ziele nicht mehr genügt.
Je schneller der Alltag, desto farbloser, desto sinnentleerter. Darum halte inne und sieh das Bunte, das, was dich mit der großen Energie verbindet, das dir Kraft gibt, den Tag zu bestehen in der Langsamkeit, in der Genügsamkeit. Gleichsam behäbig sollst du dich durch die Stunden schleppen, damit die Zeit sich dehnt und die materielle Welt ihr farbiges Prisma entfaltet, das dir sagen soll: Du bist! Du darfst! Du kannst so bleiben, wie du bist! Es ist sogar ein spirituelles Muss! Lass sie hupen und schreien, dich einen Idioten nennen, weil du bei Grün immer noch vor der Ampel stehst und vielleicht erst bei Rot losfährst. Du hast deine eigene Zeit, dein eigenes Tempo, dein farbiges Leben; das hat nichts mit den grauen Strebern zu tun, die nicht wissen, wohin sie laufen, nur wissen, dass sie laufen müssen, und dass sich ihnen nichts in den Weg stellen darf, weil sie sonst stehen bleiben müssten und mit ihrer profanen Existenz konfrontiert würden. Setz dich und lass Farbe in dein Leben!