Einzelhandel dreht durch: Ostern oder Weihnachten?


Dass gleich nach den Feuerwerkskörpern die Osterhasen in die Regale geräumt werden, empfindet jeder Konsument zwar als völlig beschränkt, mittlerweile aber auch als normal. Was die Masse tut, ist normal, sie bestimmt die Norm. Die Masse der Geschäfte hat sich für das frühzeitige Ausstellen entschieden, seit Jahren tut man das, die Haltbarkeitsaufdrucke sind entsprechend präpariert; vielleicht fangen die ersten farbigen Ostereier, die noch von lebenden Hühnern stammen, an zu stinken, aber die gute Vollmilchschokolade kann Jahre lagern, und der Zunge fällt nicht auf, dass es sich beim Essvorgang um Entsorgung von Sondermüll handelt. Der Einzelhandel scheint in diesem Jahr hochtourig zu drehen: Objekte, die eher wie Weihnachtskugeln aussehen, sollen als aufhängbare Ostereier verkauft werden, Tannenbäume stehen als Ostersträuße im Wohnzimmer und Lametta heißt jetzt Hasenheu oder Nestgras. Das geht entscheiden zu weit! Hatte man schon versucht, Kürbisköpfe aus Keramik in hässlichem Orange als Weinnachtsmänner zu deklarieren, um damit Ladenhüter an den Mann zu bringen, so fühlt sich der dekorativ orientierte Mensch mal wieder nicht ernst genommen. Zu vermuten ist, dass lediglich Gewinnmaximierung die Motivation ist, eine Art Feiertagsbrei, der das ganze Jahr köchelt, zu erzeugen, um alles, aber auch wirklich alles, an den Mann und die Frau zu bringen. Hauptsache, es hat irgendwie eine entfernte Verwandtschaft mit Weihnachten, Ostern Pfingsten, Muttertag, Allerheiligen, Erntedankfast und Karneval zu tun. Ausländische Feiertage schmiegen sich in dieses Weiche gut ein: Etwa Shogatsu, Jolka und die Staatsgründung Chinas.
Wichtig ist: Es wird gekauft.