Ein Fall für den Schulinspektor: Dem Getreidekorn auf der Spur

Da liest man in der heutigen Ausgabe des Mindener Tageblatts auf Seite 8, dass sich 30 Pädagogen auf den Weg gemacht hätten, im Rahmen einer Fortbildung dem Getreidekorn auf die Spur zu kommen. Der normale Bürger fragt zusammen mit Bildungsministerin Sommer: Ja, wo leben wir denn? Erstens ist doch wohl jedem Lehrer klar, dass Getreidekörner in Ähren, im Ackerboden oder im Sack oder der Tüte zu finden sind. Deswegen muss doch wohl keiner in der Gegend herumreisen und gute Steuergelder verplempern, die das Land in sinnvolle Fortbildungen oder die Gebissregulierung des Landesvaters investieren könnte. Wenn diese sich fortbildenden Lehrer durchschnittlich 5 Stunden am Tag unterricht( was ohnehin schon lächerlich ist), dann fallen heute 150 Unterrichtsstunden aus oder werden von unwilligen Kollegen vertreten, die stinksauer sind, schon wieder in der 9b oder der 8a zu unterrichten, weil Kollege August in der Gegend herumtingelt und Körner aufpickt. Oder Vollkornbrot mit Biosalami isst, Kuchen aus weißem Mehl in sich stopft und Mettbrötchen mit Zwiebelringen vertilgt, anschließend 10kg Werbeprospekte, die als Unterrichtsmaterial verschenkt werden, in die mitgebrachten Rollkoffer quetscht. Da ist nicht nur der Schulfrieden gefährdet und die Öffentlichkeit aufgebracht, da ist der Schulinspektor gefordert. Ich hol schon mal den Wagen, heißt es da, da wollen wir mal einen Blick drauf werfen. Qualitätsanalyse. Während der Biobauer die Qualität seines Bioweizen und seines daraus gebackenen Biobrotes anpreist, der Lehrer dies durch intensiven Kau-, Schluck und Verdauungvorgang analysiert und bewertet, sollte sich der Schulinspektor darum kümmern, ob dieser umgewidmete Teilbetriebsausflug die heimatliche Schule nicht ins Chaos stürzt. Können wir es angesichts unseres Platzes im PISA-Ranking überhaupt leisten, dass die Leseleistung der deutschen Schüler noch weiter absinkt, nur weil einige Pädagogen sich zu fein sind, dem Getreide im Supermarkt oder in der Ackerscholle des bäuerlichen Nachbarn auf die Spur zu kommen? Niemand muss letztlich seine Gummistiefel bemühen; der Supermarkt bietet alles: Für unter einem Euro bekomme ich ausgemahlenes Mehl, Vollkornmehl, 1050er und 407er, aus Weizen, Roggen, Dinkel, Hafer, Gerste. Einfachen und doppelten Korn im Regal für Starkgetränke. Das dauert 10 Minuten, dann kann jeder pfündig werden. Zu Hause einen Blumentopf oder eine alte Petrischale herausgesucht, und schon können der Bürger und der Pädagoge überprüfen, ob das uns verkaufte Getreidegut noch keimfähig ist.
Das sollte den Schulen im Lande klar gemacht werden: Fortbildung ist wichtig. Sie muss zu irgendetwas nütze sein. Sie darf nichts kosten. Und es darf kein Unterricht ausfallen. Aber mal ehrlich: Eine Tüte Mehl hat doch jeder zu Hause! Vielleicht steht sie nur ganz hinten im Regal.