Schule in den 60ern: Heiße Milch


Im Winter gab es warme Schulmilch, die in einem Wärmegerät als Antwort auf die Außentemperaturen erhitzt wurde. Wir wünschten uns kalte Milch, denn warme Milch schmeckt nach Kuh, nach Euter, nach Kuhstall. Das war eklig. Die Milch war nicht warm, sie war heiß.Irgendwie musste sich das Erhitzungsgerät nicht richtig regulieren lassen; an eine Missetat des Hausmeisters, der für die Milch- und Kakao-Versorgung zuständig war, dachte niemand. Der Strohhalm, der aus Plastik war, verbog sich, wenn wir das angespitzte Ende bis auf den Boden der Trinkflasche durch die Alufolie gestoßen hatten. Vielleicht wollte man herausfinden, was man alles mit Kunststoff, dem neuen Material, von dem alle Welt schwärmte, weil es unzerstörbarer war als Bakelit, alles anstellen konnte. Wir waren die Versuchskaninchen.
Kaninchen landeten, wenn sie fett waren, im Topf und wurden gegessen. Trotzdem stachen wir mutig durch den Metalldeckel der überhitzten Milchflasche und sogen den überhitzten Kuhtrank durch verborgene Halme.