Fairschnitten, tut mir leid


Was soll man von einem Frisiersalon halten, der sich "Fair Schnitt" nennt?
Oberflächlich betrachtet, denkt man, ja, hallo, da gibt es endlich einen fairen Haarschnitt. Was das nun sein soll, kann aber keiner sagen. Fair im Verhältnis zur Haarpracht oder fair in Bezug auf das Gesicht.
Manches macht nicht schöner, ist das unfair? Wem gegenüber denn fair?
Dem Mitmenschen, der vielleicht mit einer grottenhässlichen Hochsteckfrisur oder einem Fassonschnitt herumlaufen muss?
Dann drängen sich Erinnerungen aus der dunklen Vergangenheit auf:
Der Weinbrand ist verschnitten, und ist jetzt billig und schmeckt auch so.
Das ist was abgeschnitten, was über war. Falsch geschnitten.Verschnitt, das klingt wie daneben. Nicht geglückt. Voll misslungen.
Ausschuss.
Da gibt es das Geld zurück, ohne das gezahlt wurde.
Ist es denn nicht geschäftsschädigend, wenn man den Salon "Fair Schnitt" nennt? 
Fairtrade heißt auf deutsch verdreht, denkt der Ottonormalbürger.
Fair handeln ist in Ordnung. Wird aber schon komisch, wenn es um Fairhandlungen geht, weil wohl fairverhandeln gemeint ist.
Also, Meister der Schere, den Ball flach halten, sonst kein Verplay, nur Verschnitt.
Die Sprache verliert sich und mit ihnen ihr Inhalt. Und wir sind verdammt zur Sprachlosigkeit und zum Unerhörtsein.
Die Kirche ist auch genervt, wenn sie liest:
Hair, fairgib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun…
Aber, wer ist denn jetzt die Kirche?

(Den Laden findet man an einer regional bekannten Kreuzung, wo sich die Lübecker Straße und der Bayernring treffen, mag sein auch der Schwabenring.)