Spiegel-Affären

Trügerisches Bild im Spiegel, wie leicht lassen wir uns in die Irre führen, denken, ja, meine Güte, wer hat mich denn da so zerhackt, bin ich das denn überhaupt, und: Wieso fließt gar kein Blut? Bin ich schon so ausgedörrt, so ausgemergelt, so ausgebrannt, dass da nichts mehr geht? Hier ein Arm, da ein Bein, ich weiß nicht wo ich wirklich bin. Und gar kein Blut. So geht das nicht. Ich nehme ein Messer und schneide vorsichtig in eine unproblematische Stelle, da, wo es keiner sieht und ich nicht als Borderliner identifiziert werden könnte.
Doch, es kommt ein wenig, eher kriechend, sickernd, höchstens quillend, vielleicht war die Stelle auch nicht gut. Aber es kommt was, das ist gut, es gibt mich noch, auch wenn ich mich so zerschlagen, so zerhackt, so desorganisiert fühle, als sei ein Teil hier, der andere dort, so, als schaute ich in einen Spiegel, der die Wirklichkeit verzerrt. Oder aber abbildet wie sie ist, und ich habe nur in einem Traum von Ganzheit gelebt, einer Illusion von Harmonie verfallen, den Trugbildern der Politik auf den Leim gegangen. Schrecklich.