Auf dem Weg in die Unendlichkeit

Nie hatte das Huhn an das doofe Gerede vom Fegefeuer geglaubt, es war evangelisch groß geworden und von Protestanten gefüttert, gestutzt und schließlich geschlachtet worden. Da ist jedes gelegte Ei ein Bekenntnis zur gnadenvollen Erlösung durch den Glauben. Seine Mutter hatte in der kurzen Erziehungsphase darauf verzichtet, jenseitige Strafgerichte zu Disziplinierungszwecken anzudrohen und aufrichtig versucht, den kleinen Hennen und Hähnen Freiheit inmitten der Unfreiheit zu vermitteln. Die einzige vorhandene Obrigkeit waren die Instandsetzer des Maschendrahtes und Hüter des Beiles, aber keine transzendente Kraft, die irgendwann einmal für jedes nicht gelegte Ei und jeden Zickenterror im Hühnerhof unendlich viele fürchterliche Strafen verhängt. Warum habe ich nie an das Gerede von Fegefeuer und Hölle geglaubt, fragte sich das Huhn, als sein Eiweiß langsam denaturierte. Weil mir dann jeglicher Spaß zwischen Würmer picken und Körnern picken schon zu Lebzeiten abhanden gekommen war, antwortete es sich selbst. Jetzt fiel ihm auch wieder das Reden vom Opfertod ein, vielleicht ist da ja auch was dran, dachte es noch, doch voller Stolz verfluchte es inmitten des flüssigen Fegefeuers jedes vergangene und zukünftige Suppenhuhnopfer und deren Priester.