Nähe schafft Assimilation

Schon als Grundschülerin wollte Linda nicht einsehen, dass eine Möhre eine Möhre und eine Plastiktüte eine Plastiktüte ist. Sie vertrat die These, dass manche Dinge nur lange genug zusammen sein müssten, um etwas vom anderen anzunehmen. Ihre Frühstückspausenüberlegungen verlagerte sie bald in den zwischenmenschlichen Bereich und sie engagierte sich für Integrationsprojekte aller Art. Beruflich setzte sie sich später vor allem mit der Auswirkung von Gerüchen auf das Verhältnis von Menschen unterschiedlicher Herkunft. Sie entwickelte Duftcocktails, die die Gerüche aller Kontinente enthielten und - einmal als Spray großflächig auf dem Körper verteilt - ein Zusammengehörigkeitsgefühl wie nie zuvor erzielen konnten. Aufsehenerregend war ihr Erfolg bei der Beilegung einiger regionaler Konflikte im Kaukasus. Im Seniorenheim fand Linda wieder zu ihrer Grundlagenforschung aus der Grundschulzeit zurück und konnte sich über nichts mehr freuen als über ein zwei Tage altes Brot, das rot wurde und Erdbeeren, die nach Käse schmeckten.