Neulich im Stall

Neulich abends, im Hühnerhof, da kam die Erleuchtung. Greta ging ein Licht auf, ja, das war es! Das war so wichtig, diesen einen Gedanken musste sie ihren Schwestern vor dem Einschlafen unbedingt noch mitteilen! Also, hört mal alle her, aber da war der Gedanke schon wieder weg, die Erleuchtung schwebte noch gut sichtbar über Gretas Kopf, da war doch was, sie hatte doch gerade eine wichtige Erkenntnis gehabt, aber ... es war wohl nur ein Gedankenblitz, schwups, war er wieder weg. Gretas Hühnerhirn war zu klein. Seit sie Eier legen konnte, bemühte sie sich Zusammenhänge zu erfassen, einen Überblick zu bekommen, das Leben zu begreifen und in Worte zu fassen. Greta wollte sich mitteilen, in ihren gackernden und zuckenden Kolleginnen Schwestern finden. Schwestern im Geiste, aber Gretas Geist war so schwach und so klein, dass sie immer gerade dann, wenn sie meinte, sie hätte es, alles wieder weg war. Und wieder von vorn. Ich komm noch dahinter, dachte Greta, eigentlich dachte sie nur: Ich komm noch dahi, denn ihre Denkkapazität reichte nur so weit, dann musste sie wieder von vorn anfangen. Mut machte ihr einzig und allein die sichtbare Erleuchtung, die über ihrem Kopf baumelte und die Greta deutlich machte, dass sie kein Huhn wie jedes andere war. Gut, dass Greta die Erleuchtung nicht von einer Glühbirne unterscheiden konnte.