Warum Menschen in Zelten Urlaub machen

Wieso leben Menschen in der schönsten Zeit im Jahr, in der Urlaubszeit, in kleinen Stoffhäusern, in denen man häufig nicht stehen kann und deren Aufbau in der Regel einen heftigen Streit mit der Aufbauhelferin oder einen cholerischen Anfall nach sich zieht?
Fragt man den einen oder die andere, hört man: Die frische Luft! Im Freien sitzen (Klar, wer will schon unter einer minimalen Dunstglocke sein neues Deo ausprobieren?). Man kann jederzeit wieder abreisen (Wer baut denn sein Zelt noch mal irgendwo auf? Masochisten?Sonst: Ab nach Hause!) oder bleiben (Es sei denn, es hat drei Tage lang beregnet. Dann sind das Mobiliar und die Wäsche für 3 Wochen klamm oder nass. Das Brot schimmelt, gibt es aber täglich neu.). Es ist schön (Sehr subjektiv. Philosophischer Ansatz; kann nicht weiter diskutiert werden). Es ist naturnah, naturverbunden(Wo ist die Natur, fragt sich mancher, wenn er morgens aus seiner Schlafkabine kriecht und den wegen einer schlaffen Luftmatratze schmerzenden Rücken dehnt? Ringsherum Zelte. Natur? Ein Baum. Etwas Gras. Ein Stromkasten. Eine Nachtleuchte.) Man kann Menschen beobachten (Hautnah, das stimmt.) Nicht nur beobachten kann man sie, auch belauschen. Welche Körpergeräusche geben sie von sich außer einer, gelegentlich unverständlichen, Sprache? In welcher Lautstärke tun sie das? Kann man dadurch auf den Bildungsstand schließen? Spekulationen, spannender als Kreuzworträtsellösen.)
Ach, spricht der erfahrene und weise Camper, es ist wie ein Film. Und du machst selber mit. Welches Genre kann das sein? Abenteuer? Familienfilm? Natur-Doku? Daily Soap? Ein Stoff für Lars von Trier und seine Handkamera: Jeden Tag dasselbe Spiel. Minimale Veränderungen und ab und zu mit der Kamera wackeln. Auf 95 Minuten zusammenschneiden. Fertig. Titel: Small World. Oder: Himmelszelte. Oder: Geschlossene Gesellschaft. Musik von Tom Waitts: In the neighbourhood. Besetzung: Nicole Kidman (Rezeption), Tom Hanks (Elektrokarrenfahrer, Platzanweiser), Die Fußbroichs (Dauercamper), Martina Gedeck (Macht zum ersten Mal mit ihren vier Kindern alleinerziehend Urlaub), Sascha Hehn (Bademeister am Platzpool), Mick Jagger (Animationsprogramm am Abend: Lieder zu Gitarre und Playback), Udo Lindenberg (Thekendauergast), Johannes Heesters (Hat das Campen vor 103 Jahren erfunden). 1000 Laiendarsteller für die Massenszenen. Ein typischer DOGMA-Film. Das Schöne: Man muss ihn nicht verstehen!