Kostümfest und Tierschutz

Im ersten Moment dachte ich sofort an die Bedienung im Ratscafé in Würzburg, die mich, als habe sie Scheuklappen, dreimal ignoriert hatte und dann endlich die Gnade hatte, sich zu einem kurzen Gespräch herabzulassen, um meinen Wunsch nach einer Tasse Kaffee mit den Worten abzuschmettern: Draußen nur Kännchen. Sie hatte diesen pferdigen Trübsinn in den Augen, ein großes Gebiss mit wulstigen Lippen und die Bestimmtheit eines Kaltblüters, der sich seiner Kraft sicher ist und das manchmal mit einem Stampfen bekräftigt. Wenn ein Hufeisen auf Waschbeton knallt, dann können die Funken fliegen. Vielleicht war es aber nur die Spitzenhaube, die man Pferden hier heute über die Ohren und den halben Kopf gezogen hat, um sie zu schützen, die mich an die beeindruckende Bedienung erinnerte, denn sie trug eine ähnliche in ihrem schwarzen Haar, das von einigen weißen Haaren durchzogen war. Heute bin ich auf einem Kostümfest in Weserstadt, auf dem Tierschutz endlich wieder groß geschrieben wird. Man hat endlich erkannt, dass es Dinge gibt, die man Tieren nicht zumuten möchte: Wildschmetternde Musik, deren Obertöne Trommelfelle zerreißen lassen können, fette Männer, die schlecht im Sattel sitzen und Rückenschmerzen verursachen. Kostüme voller Tressen und Orden, Säbelgerassel, Holzgewehre, Luftgewehre, Kleinkaliber, Junggesellen in weißen, schlecht gestärkten Oberhemden mit einer roten Nelke in der Brusttasche, ein Sammelsurium an Geschmacklosigkeiten, das noch geschmückt wird durch die torkelnden Bewegungen Volltrunkener. Das will man den Pferden mit der eigentlich hässlichen Schutzkappe sagen: Hör nicht hin! Sieh nicht hin! Ruhig, Brauner, ganz ruuuhig. Immer noch besser einen dicken Uniformierten zu tragen, als auf dessen Wurstteller zu landen!Innenstadtkorrespondet Peter Henne