Kostümfest-Nachlese: Junggesellenkompanie

In frisch gestärkten, weißen Oberhemden zogen die unverheirateten Jungmänner mit einer roten Blume im Knopfloch durch die Innenstadt, den Blick manchmal nachdenklich zu Boden gesenkt oder himmelhochjauchzend und in bester Feierstimmung ins Publikum gerichtet durch die Innenstadt. Ziel war eigentlich das Zelt der "Junggesellenkompanie", wo sich bereits in den frühen Morgenstunden etliche Mütter von geeigneten Bewerberinnen für eine schnellstmögliche Heirat versammelt hatten, um die kräftigsten Kandidaten zu begutachten und für ein erstes Kennenlernen zu motivieren. Die Junggesellen hatten wohl keine besondere Lust, sich den Restriktionen einer im schwindeligen Kopf versprochenen Ehe auszusetzen und blieben bis Montag dem Zelt fern. Überwiegend waren sie, jetzt durch schwarze Sakkos getarnt, an den diversen Biertheken und an verschiedenen Bratwurstbuden zu finden und sollen nach inoffiziellen Informationen ihr Zelt auf der nahe gelegenen Kanzlers Weide aufgeschlagen haben, angeblich aus einer alten Tradition heraus, denn dort habe das Freischießen früher immer stattgefunden. Die Wartenden und schließlich Enttäuschten wurden zwischenzeitlich mit alkoholischen Getränken und Pommes frites versorgt. Eine größere Kleiderreinigungs- und Bügelfirma hat aufgrund von Beschwerden die Zusage zurückgezogen, die Oberhemden der ausgebliebenen Heiratskandidaten in zwei Jahren für den Umzug zu waschen und zu stärken.
Innenstadtkorrespondent Peter Henne