Tipps für Blindenhunde und Kinder: Rot oder Grün

Der korrekte Deutsche geht bei Grün über den Fußgängerüberweg (einige sagen: über die Ampel!), die Ampel erlaubt ihm das. Die Lichtzeichenanlage ist ein Platzhalter, besser Statthalter eines deutschen Beamten, der den öffentlichen Verkehr bearbeitet und vielleicht sogar regelt. Ich habe als Überschreiter der Straße also von behördlicher Seite die Erlaubnis und kann guten Gewissens meinen Weg fortsetzen. Es entsteht das Gefühl einer guten Tat, wie es in den Pfadfindern aufblüht, die abhängig sind von diesem Gefühl, quasi an der Nadel hängen, die immer wieder herumschwadronieren müssen, um alten Frauen eine Gefälligkeit zu erweisen, die diese niemals erbeten hätten. Der gehetzte Mensch geht gern bei Rot, ihm sind Recht und Ordnung egal, er rennt über die Straße, wenn sie frei ist und gibt damit Kindern und Blindenhunden ein schlechtes Beispiel, weil diese nämlich folgern könnten, es sei richtig, bei Rot zu gehen, oder es sei egal, wann man geht, Hauptsache man kommt unüberfahren auf der anderen Seite an, was dann wieder die Ampelanlage als solche in Frage stellt und damit die ganze Gesellschaftsordnung samt ihrem Beamtenstall, der sowieso mal ausgemistet gehörte. Den Blindenhunden, sofern sie für Farbenblinde arbeiten, kann schnell die Arbeitserlaubnis entzogen werden, vielleicht droht sogar ein Berufsverbot. Den Kindern, die derart fehlgeleitet sind, kann die Aufnahme auf ein Gymnasium erschwert werden, wenn aktenkundig und bekannt gemacht wird, dass sie sich durch Rot, der Farbe des Kommunismus, zu unerlaubten Handlungen hinreißen lassen. Da bleibt dann nur die Gesamtschule, die es mit den Farben nicht so genau nimmt. Ein gut gemeinter Rat: Bleib anständig und geh bei Grün, damit hast du dir den Lebensweg nicht verbaut, liebes Kind! Und du, abtrünniger Blindenhund, geh bei Grün, steh bei Rot! So lautet das Gesetz der Blindenschule. Das solltest du beherzigen, willst du dein Herrchen auch weiterhin an der Leine hinter dir hertrotten lassen.