Camping und Seelennot

Es gibt Camper, die stehen auf, um zu beobachten, wenn andere eine einfache Wäscheleine ziehen. Denn es kann ja sein, dass ihr eigenes Territorium verletzt, oder überhaupt eine unausgesprochenen Regel des Lebens in Behelfsunterkünften übertreten wird. Der feinbürgerliche Humanist und Menschenfreund würde Asylbewerbern solche Unterkünfte wirklich nur vorübergehend zumuten. Die Camper muten es sich freiwillig zu. Beachtlich oder Ausdruck der Verwirrtheit der Seele, einer unendlichen Verletztheit bzw. Schuldbeladenheit, die das freiwillige Leben auf engem Raum in kleinen Behausungen und die Benutzung von Gemeinschaftstoiletten reinigt? Ein Argument ist: Nirgendwo kann ich so oft und lange draußen sitzen. Das stimmt. Das geht nicht auf deutschen Campingplätzen, weil es ständig regnet. Auch nicht auf holländischen. Da regnet es auch dauernd, die Plätze sind klein. Als Ersatz ist alles blitzsauber. Im Mietvertrag unterschreibst du, dass du die Regeln einhältst: Nach dem Duschen muss der Boden der Dusche trocken geputzt werden. Das Waschbecken muss mit einer Scheuerbürste nach Gebrauch gereinigt werden. Zwischen 11 und 15 Uhr kannst du nicht aufs Klo, weil die Putzkolonne schon wieder die Überbleibsel der Schlampen und Schmutzfinke beseitigt. Sagt Petra. Und die hat es da drei Tage ausgehalten.