Können Fische Freunde sein?

Ein Mann braucht einen Freund! Das nach vielen Jahren der Einsamkeit festzustellen, nach Jahren des "Ich komm schon allein zurecht", nach Jahren in einer Beziehung, die jetzt zerbrochen ist, das kann wehtun, aber auch einen Heilungsprozess in Gang setzen. Endlich ohne seine Lebenshilfe "Frau" (Wie heißt du noch mal?) allein auf sich gestellt und herausgerissen aus einem betäubenden Trott, wird dem Mann die Leere klar und er sehnt sich nach einem Wesen, das ihn versteht, dem er sein Herz ausschütten kann und das er vielleicht , wenn auch ganz selten, anschreien kann, weil ihm das Himmelszelt auf den Kopf gefallen ist, und das dann nicht beleidigt in die Küche abschiebt und dabei kräht, dass die verdammte Mikrowelle immer noch nicht repariert sei und er endlich einmal den Restmüll entsorgen könne, bevor die Tüte selbst zur Tonne laufe. So setzt sich mancher vom Leben enttäuschte und auf bessere Zeiten hoffende Mann mit seiner Angel an den Fluss, um sich einen Freund an den Haken zu holen. Der psychisch Ausgeglichene wird sofort mahnen: Das wird nix, Meister! Wer will denn an deinem Krummnagel hängen und deinem Geblubbere über Ehefrauen und selbstsüchtige Machos hören, um dann noch unter Schmerzen dein Freund zu werden? Ein Fisch ist kein Freund. Der gibt zwar keine Widerworte und stellt keine Fragen, aber das sind noch lange keine Indizien dafür, dass der wirklich zuhört. Und was ist denn, wenn du einen Rat brauchst? Der kriegt doch kein Wort raus! Oder, wenn du mal eine Rund kuscheln musst, deinen Kopf an die Schultern eines mitfühlenden Menschen legen würdest, dir vielleicht eine Träne abdrücken möchtest, um dein schweres Herz zu erleichtern? Der Fisch ist ungeeignet für solches Tun, denn sein Kopf stinkt nach Fisch, er hat keine Schultern, außerdem japst er ständig nach Luft und gibt nach ein paar Minuten an Land den Geist auf. Das ist nichts für die Zukunft.
Wenn es denn wirklich ein Fisch sein muss und eineFreundschaft entstehen soll, dann braucht das Zeit. Das muss sich alles entwickeln. Da hilft es nicht, den Fisch ständig aus dem Wasser zu holen, dann wieder reinzustecken, damit er nicht abnippelt, dann wieder rauszuholen, wieder reinzustecken, wieder rauszuholen.... Abhilfe kann ein Aquarium bringen. Der Fisch hat seine Ruhe und tut, als würde er zuhören. Und wenn sein Freund, der Mensch, einmal anschmiegen möchte, dann bietet das glatte Glas des Schwimmkastens eine angenehme, wenn auch kühle Fläche für den geprüften Kopf. Ein paar Spritzer Glasreiniger anschließend beseitigen lästige Fettspuren, die dem schuppigen Freund den Blick auf die 20.00 Uhr- Nachrichten versperren. Für unterwegs und den Urlaub tut es auch der Dosenfisch, etwa Hering in Tomatensauce, oder, wer das Tier etwas größer haben will, Thunfisch mit Erbsen in Öl.