Kostümfest in Weserstadt: Platz 10

In Weserstadt ist wieder Schaltjahr! Wie der Rheinländer seine berühmte fünfte Jahreszeit als Karneval feiert, indem er sich in wahllos zusammengesuchten Altkleidern und grell geschminkt an die Straße stellt, sich dort sinnlos betrinkt und versucht, Karamellbonbons auszuweichen, die auf ihn geworfen werden, so feiert der Weserstädter alle zwei Jahre ein Fest, wo vor allem der Verstand ausgeschaltet wird.
Nachdem man mit Luftgewehren auf einen Holzadler geschossen hat, präsentiert man sich in erster Linie in einem Umzug durch die beliebtesten Straßen. Alljährlich wird auch ein Kostümwettbewerb ausgeschrieben, an dem sich jeder, der in einer Verkleidungskompanie organisiert ist, beteiligen kann. 2008 gewinnt das Kostüm "Gute-Laune-Bär" den 10. Platz und hat sich aufgrund mangelnder kreativer Konkurrenz nach fünf Anläufen seit dem Jahr 2000 peu à peu vom 64. Platz hochgearbeitet. Die richtige Kombination schlichter Ideen haben hier zum Erfolg geführt: Ein Beerdigungsanzug wird mit einem Paar Sargträgerhandschuhen kombiniert, dazu wird ein schwarzer Zylinder auf den Kopf gesetzt, eine Sonnebrille, eine schwarze Fliege mit Klemmbügel dazugegeben, schwarze Schuhe und ein weißes Oberhemd angezogen. Ein Schneide- und Stechwerkzeug nebst Etui, das man sich an den Gürtel hängen kann, komplettiert das Ensemble. Das Wesentliche ist aber die gute Laune, die durch rhythmische Körperbewegung zum Hohenfriedbergermarsch des vorauseilenden Spielmannzuges stilvoll dem Publikum verdeutlicht wird. Ein gewisses Maß an Übergewicht ist wünschenswert, denn der Bär ist auch in der freien Natur nicht der Schlankste. Die Vorfreude auf ein paar kühle Bierchen tut das Übrige, damit der Wettbewerbsteilnehmer authentisch wirkt. "Der freut sich aber!", staunt Tante Wilma vor der Fischhalle. Und Recht hat sie.