Weihnachten bei Bodo(2): Die Tanne

Nach dem Essen wurden die Wachskerzen des Baumes kurz angezündet. Das Engelshaar wurde noch zurechtgerückt, damit es nicht Feuer fing, die Bescherung konnte beginnen. Bodo musste rausgehen, weil ja das Christkind die Geschenke brachte und unter den Baum legte. Nach kurzer Wartezeit in der Küche, wurde er in das Wohnzimmer gelassen, später dann in die gute Stube, die nach dem ersten Umbau des Hauses entstanden war. Selbst wenn sich Bodo immer die Frage stellte, wie ein einzelnes Christkind gleichzeitig Millionen von Bescherungen vornehmen konnte, ohne außer Atem zu kommen und gerade ihm auch diese Jahr wieder punktgenau seine Geschenke zuzustellen, glaubte er fest an seine Existenz. Es unterschied sich natürlich wesentlich vom Aussehen des Jesuskindes in der Krippe, das wegen seiner Klein- und Hilflosigkeit natürlich nicht in der Lage war, Geschenke zu übergeben, sondern sah eher wie ein Mädchen aus, das kurz vor der Pubertät stand, das langes blondes Haar hatte, ein weißes Kleid und Flügel trug und für ihn unsichtbar bleiben musste. Weiß der Himmel, warum?

Zielstrebig steuerte Bodo auf die Tanne zu, jedes Jahr aufs Neue und auf eine immer neue Tanne, um dort seine Geschenke zu finden. Der Baum war also auch der Ort der größtmöglichen Nähe zum Christkind. Dort hatte es eben gestanden und Bodo war, als könnte er es noch riechen. Es roch ganz leicht nach Orangen und Keksen, was aber eher vom Weihnachtsteller herkam, der mit Orangen und Keksen aus der großen Blechtrommel belegt war. Die Blechtrommel nahm am Anfang der Adventszeit das Gebäck auf, das die Mutter hergestellt hatte. Am Geringerwerden des Inhalts konnte Bodo das Heranrücken des Weihnachtsfestes ablesen.