Ernst G. Meint: Kind und Mütze


In einem Moment der Leichtfertigkeit dachte der Vater einen Scherz zu machen, über den alle lachen konnten. Er zog seiner Tochter die Mütze nicht nur über die Augen, sondern auch über die Ohren, die Nase und den Mund.
Die Tochter war aber ganz neu auf der Welt und wusste nichts darüber, wenn einem eine Mütze über die Augen, Ohren und über den Mund gestülpt wird.
Die Tochter wusste auch nichts zu tun, denn sie kannte ihre Hände nicht als Instrumente, gegen so einen Scherz vorzugehen.
Das Kind war verwirrt.
Es konnte plötzlich nicht sehen, konnte plötzlich nur wenig hören und vor ihrem Mund war Stoff, sodass das Atmen schwieriger war.
Das Kind fühlte sich allein. Was war los? 
Das Kind hatte keine Antwort.
Es bekam für fünf Sekunden Angst, dass seine Eltern es verlassen würden.
Vielleicht war es ein böses Kind.
Aber woher sollte es wissen, was Gut und Böse waren…
Der Vater aber, nachdem er über seinen Scherz gelacht hatte, zog die Mütze wieder hoch, denn er hatte gemerkt, dass das Kind mit den Armen ruderte, so, als könnte es nicht sehen und nicht hören und schlechter atmen und als ob es Angst hätte.
Das Kind lachte, als die Mütze wieder oben war, denn es liebte den Vater und freute sich immer, wenn es ihn sah. 
In diesem Augenblick voller Freude dachte der Vater, dass das Lachen eines Kindes viel heller und reiner und schöner ist, als das Lachen eines Erwachsenen über eine heruntergezogene Mütze.