Was uns unsere Träume verraten können

Ich war festgeschnallt und Schmerzmittel waren mal wieder aus; die Assistentinnen des Arztes hatten mich fixiert und hantierten mit den schärfsten und spitzesten Dingen herum, die eine Praxis bieten kann, mit Skalpellen, Spritzen und anderen Werkzeugen zum Stechen, Öffnen und Wehtun. Irrwitzig hüpften die Weiber wie Hexen um mich herum und nahmen alles unter die Lupe, in das man Spitzen hineindrücken oder hineinschneiden konnte. Das ist aber in Deutschland dem Arzt vorbehalten, die Assistentinnen dürfen nur den Kopf halten oder den Schweiß von der Stirn wischen. Mir schien aber, dass sich hier kein Herr im Haus befand, sodass die Mitarbeiterinnen ein Eigenleben entwickeln wollten, unter dem ich als Kassenpatientin zu leiden hätte.  Oder war ich Patient? Im Traum fiel mir dann ein, dass ich privat versichert war und sofort kam Farbe ins Spiel, aus dem verwaschenen Schwarzweißfilm war ein echter Cinemascope-Volltonfarbfilm mit hohem Sättigungsgrad geworden, die kalte Atmosphäre wich einem überhitztem Horroszenario, wofür sofort der mindestens 2,3fache Satz berechnet wurde. Ich schrie auf, weil mir einfiel, dass ich zu Hause die Kerzen nicht ausgeblasen hatte und die Gasleitung undicht war. Von meinem Schrei wurde ich schweißgebadet wach.

Soweit der Bericht eines Träumers aus dem Traumlabor. Was aber will uns der Traum verraten?
Hat hier jemand Angst vorm Arzt? Oder vor seinen Assistentinnen? Angst vor Schwarzweißfilmen, oder vor Wärmebildkameras? Angst vor Farben mit hohem Sättigungsgrad? Vor spitzen Gegenständen? Vor Lupen oder dem Roten Kreuz? Vor dem Angebundensein? Vor dem Schmerz und seiner langsam nachlassenden Wirkung?
Wer weiß. Vielleicht erteilt der Traum heute Nacht darauf Auskunft.