Damenwahl und Demokratie




Wenn Damenwahl ist, schreit die Dame nicht, wenn sie gewählt wird, flüstert der Eintänzer und fasst ein wenig fester zu, denn er weiß, dass Frauen gerne geführt werden. Und vor dem Verführen kommt erst mal das Führen, das ist alte Eintänzerweisheit, und überhaupt, wenn Frauen nein sagen, meinen sie ja. Sie trauen sich nur nicht, das zuzugeben. Da braucht es einen Mann, der anpacken kann, der die Dame dahin führt, wohin das Ganze führen soll.
Jetzt ein Tänzchen, nichts überstürzen, das verdirbt die Stimmung, auch das weiß der Eintänzer.
Neinnein, sagt der Eintänzer, bei Damenwahl darf die Dame eben nicht den Herren wählen, höchsten wenn sie selbst eine andere Dame zum Tanz wählt, das sei aber, wenn genügend Männer anwesend seien, eher unüblich.
Was denn Herrenwahl sei, fragte die Dame, die durch das Drehen für den Tanz schon fast schwindlig war.
Eine Herrenwahl beim Tanzen gebe es nicht, sagte der Eintänzer und machte ein Gesicht, als nehme er die Dame ernst. Bei der Herrenwahl würden Parlamente gewählt, auch wenn das seit 1918 ein wenig verwässert worden sei, als man das Frauenwahlrecht eingeführt habe.
Der Dame wurde jetzt wirlich schwindlig, diesmal aber von dem Blödsinn, den der Eintänzer von sich gab, um sie wohl zu betören.
Aber schön ist es, gedreht zu werden, immer im Kreis, gedreht zu werden, bis man von Sinnen ist, dachte die Dame und jauchzte.
Es war doch völlig egal, wer wo wann und wie Palamente wählte, tanzen, das sei reines Vergnügen und davon gebe es zu wenig.

In dieser Haltung aber liegt wohl die Crux der Demokratie und dass sie nie wirklich wirken könne und nicht die Menschen an die Spitze brächte, die wir in unserem Land bräuchten, sondern die, die es  nur um ihrer selbst willen wollten, und nicht das Gemeinwohl im Sinn hätten. Das hat ein Land nicht verdient. Und das Frauenwahlrecht und die Damenwahl haben daran nichts geändert.