Ernst G.Meint: Ein Kunstwerk sein


Er hatte den abgedunkelten Raum betreten und stand vor einem Kunstwerk.
Eine grüne Silhouette beschrieb seinen Umriss, und immer, wenn er sich bewegte, bewegte sich auch das Kunstwerk.
Irgendeine computergesteuerte Maschine projizierte seine Umrisse auf die Leinwand. Er war das Kunstwerk. Er war einmal kurz hinausgegangen und hatte festgestellt, dass sich nicht nur der Raum, sondern auch die Leinwand leerte.
Schnell war er zurückgekehrt.
Endlich hatte er die Bedeutung, die er immer gewollt hatte.
Grün und grau, ein Kunstwerk. Solange er im Raum blieb.
Wenn andere Besucher hereinkamen und sich zu dem grüngrauen Bild gesellen wollten, trieb er sie mit einem aggressiven Zischen aus der Projektion.
Er war das Kunstwerk.
Am Abend stand er noch immer dort und war irgendwie wacklig auf den Beinen.
Es strengte ihn an, ein Kunstwerk zu sein. Aber alles hat seinen Preis, beruhigte er sich.
Später bat man ihn, das Museum zu verlassen; er aber zischte nur laut und eindeutig.
Es würde sein Lebenswerk werden, endlich hatte er seinen Platz gefunden.
Der Wagen kommt gleich, sagte ein Angestellter dem Mann, dessen Aufgabe war, den Raum mit der Projektion zu bewachen. Ist unterwegs.