Schule geht neue Wege: Operante Konditionierung

Tee oder Möhre? Intermittierende Verstärkung
kommt später.
Renitente Schüler werden nicht mehr ausgegrenzt, sondern einfach umerzogen, spricht Schulleiter Kurt Sundbündig lächelnd in die Kamera.
Endlich habe man begriffen, wozu Lerntheorie alles taugen kann. Negative Verstärkung sei vielleicht gut, wenn sich ein Pädagoge abreagieren möchte, weil ihm die Frau weggelaufen sei, effektiv und von Dauer sei das aber nicht.
Basis des neuen Erziehungsmodells seien zuerst eine Art "Guantanamo"-Anzug in ansprechendem Blau und ein Mundschutz in Grün. Die Kombination habe früher schon für entsprechende psychische Einwirkung gesorgt; seine Oma habe immer einen Spruch in die Küche gezischt, wenn er sich zum Tanztee habe verabschieden wollen: Grün und Blau schmückt die Sau.Dabei habe es heißen müssen: Grün und Blau schmücken die Sau. Auf dem Lande sei der Plural damals nicht sehr verbreitet gewesen.
Mit Komplementärfarben wollen man jetzt hervorheben, was die Verstärker seien. Kaum noch ein Schüler könne zwischen Lob und Tadel unterscheiden, das müssten sie erst wieder neu lernen. Handverlesene Bio-Möhren seien die Bekräftiger, ein Guss aus einer formschönen Isoliertasse der Indikator für zu löschendes Verhalten; kalt ist gut, heiß ist scheiß, bringt Sundbündig es auf eine griffige Formel.
Jede kleinste Bewegung in die gewünschte Richtung werde sofort verstärkt, Gemurre und Gezurre an den Fußfesseln mit einem guten Schuss Kräutertee geahndet. Wenn denn Lob und Tadel klar seien, dann könne man auf intermittierende Verstärkung überschwenken, so Sundbündig, der erst kürzlich vom Bundespräsidenten ausgezeichnet worden war und seitdem den Beinamen "Der mit dem Wulff tanzt" trägt.
Auf jeden Fall wird der Versuch von anerkannten Pädagogen als frischer Wind in der vermufften Schulkiste bewertet, oder wie auch immer diese Metapher richtig heißen müsste.
Verstanden hat es auf jeden Fall jeder.