Verkannte Möwen lachen nicht mehr


Ratten der Lüfte nennt sie der Volksmund und vergisst, dass die Möwe das Freiheitssymbol der Seefahrer war. Cuxhaven ist nicht mehr weit, will uns der Flügelschlag und das freundliche Gekrächze des Allesfressers sagen.
Früher dinierte der feine Vogel am Tisch der Krabbenkutter und Heringsfänger. Seit der Hering die Rolle der Forelle übernommen hat und auch den Lachs ersetzen muss, weil die Menschen in Thunfischdosen auch Delfinfleisch vermuten und damit die hundertprozentigen Frischfisch-Vegetarier brüskieren, bleibt dem weiß-grauen Vogel nicht mehr viel. Auch wenn er lacht, dürfen wir uns nicht täuschen lassen, es ist eher ein zynisches Grinsen, das in Laute transformiert wurde, als ein befreiendes Lachen über einen guten Seefahrerwitz.
Die Möwe hat sich ihr Meer und ihren Speiseplatz auf der nahen Mülldeponie gesucht, wo sie die leeren Thunfischdosen auslöffelt, die aufgetauten Fischstäbchen aus Abfallprodukten der Fischindustrie verputzt und sich Fischölkapseln, die das Haltbarkeitsdatum überschritten haben, runterwürgt.
Der Klimawandel soll mal wieder als Ursache herhalten. Und richtig: Es herrscht in unseren Landen ein Klima der Gefühlskälte, die Tieren missgönnt, sich von dem, was von unseren Tischen abfällt, zu ernähren.
Dabei sollten wir über jeden Bissen froh sein, den eine andere Kreatur zu sich nimmt. Angesichts der Inhaltsstoffe ist den Möwen das Lachen vergangen. Aber Hunger ist nie ein guter Ratgeber gewesen; da lobt sich der Mensch die Aopthekenrundschau, die den fliegenden Tieren leider verschlossen bleiben muss.
Es gibt noch vieles zu tun auf dieser Welt.