Metaphern im Alltag: Schlimmer Finger


Das ist ein schlimmer Finger, sagt Bernd seinem Hausarzt, und hält seinen schlimmen Finger über den Behandlungstisch. Damit kann ich gar nicht arbeiten, da bin ich erst mal raus, da bin ich aus dem Rennen, so arbeitstechnisch, da bleib ich doch wohl erst mal zu Hause. Können wir uns vorerst auf eine Woche einigen, also zwei wären auch realistisch, Herr Doktor?
Die Diagnose stelle immer noch ich, jetzt der Hausarzt, und den Doktor lassen Sie mal weg, das geht auch ohne. 
Bernie stutzt: Wie ohne? Sie sind gar kein Arzt? Und wer schreibt mich dann krank?
Melk, zieh doch mal die Spritze auf, wir müssen den Fingernagel unterspritzen, und bring den Gürtel mit, damit wir den Arm arretieren können.Fixieren!
Was heißt hier denn arretieren, was heißt denn fixieren, fragt Bernie aufgeschreckt.
Gleich abnehmen? Ich bin kein Fixer, mit Drogen habe ich nichts am Hut, vielleicht mal ein Bierchen oder zwei.
Na, letzte Woche war's der schlimme Zeh,  davor der schlimme Kopf, davor der schlimme Hals. Da müssen wir arretieren, damit Sie nicht mit dem Arm rumzappeln, das wird wohl nicht ohne Schmerzen abgehen. 
Der Hausarzt blickt streng.
Aber der Finger tut doch schon weh, wendet Bernd ein.
Na, das wird dann ein Sekundärschmerz, den merken Sie gar nicht mehr, wenn der Hauptschmerz eintritt. 
Der Arzt wirkt nicht beruhigend.
Kann man das nicht wegspritzen?, fragt Bernd besorgt.
Eben, sagt der Hausarzt.
Was eben?
Wir spritzen mal eben, und das tut eben etwas weh.
Gibt es da nicht eine Salbe, ich meine  überhaupt für den Finger, kann man den nicht mit Salbe behandeln? So schlimm ist das doch gar nicht.
Also, kein schlimmer Finger?, hakt der Hausarzt nach.
Geht so, also, vielleicht stelle ich mich auch etwas an, man kann ja auch gar nichts sehen. Der Fingerschoner wirkt jetzt übertrieben.
Der Arzt runzelt die Stirn: Sie sind mir schon ein schlimmer Finger!
Bernd schaut erstaunt: Wie jetzt? Ich dachte nicht.
Der Arzt ruft nach der Assistentin: Melli, der Herr möchte krankfeiern!
Bernd jetzt dazwischen: Davon habe ich doch gar nichts gesagt. Feiern? Wie soll ich denn mit dem Finger feiern?
Der Arzt lächelt wohlwollend: Das werden Sie schon hinkriegen. Laden Sie mich ein?