Schöne Nase

Alma sagte damals: An der Nase des Mannes erkennt man den Johannes. Die Umstehenden schmunzelten, denn sie kannten Alma. Johannes aber lief zum nächsten Spiegel und betrachtete sich dort aufgeregt: Endlich sollte er sich selbst erkennen können, nur durch die Nase?
Seine Nase war klein, zurückhaltend, fast schüchtern.
Hans stand neben ihm am Nachbarbecken. Seine Nase war groß. Lang. Aufdringlich. So, als müsste er sie überall reinstecken. Ein Schnüffler. Hans war ein widerlicher Schnüffler, der in Privatem herumstöberte. Ohne Erlaubnis meistens. Der sprach, wenn er nicht gefragt worden war. Der laut war und über seine Worte lachte, weil er glaubte, sie seien witzig.
Johannes war sensibel, einfühlsam und verstand auch die Frauen.
Was konnte es also bedeuten, wenn es um die Nase ging?
Eine kleine Nase musste positiv sein, denn Hans war ja ein Proll, ein Macho, ein Schlichtdenker.
Warum aber hatte Alma noch kein Interesse an mir gezeigt?, fragte sich Johannes. Hans hieß nicht Johannes. Dann passte der Spruch gar nicht auf Hans?
Johannes war verunsichert. Hans war die Kurzform von Johannes. Kurzform. Hahaha!, lachte Johannes in sich hinein. Und wusste doch nicht mehr.
Mit der Selbsterkenntnis war es nicht so einfach.
Vielleicht sollte er Alma einfach direkt fragen. Johannes wusch sich die Hände und trocknete sie sorgfältig ab. Hans war verschwunden.
Alma!Du....äh, Johannes  stockte.
Dahinten gingen sie zum Ausgang. Hans hatte seinen Arm um Alma gelegt, die scheinbar nichts dagegen hatte.
Johannes fasste sich an die Nase. Eine schöne kleine zurückhaltende Nase reichte nicht. Vielleicht war sie auch zu schüchtern.