Berlin bleibt Berlin?

Ach, waren das Zeiten, als Berlin noch Berlin war, eine schöne Mauer hatte, über die man nur an zwei Stellen gucken durften, um sich anzusehen, wie man auf keinen Fall leben wollte. Da galt noch der Spruch, wenn jemand an den bestehenden gesellschaftflichen Zuständen herumnörgelte: Geh doch in den Osten! Schon war der Nöseler stumm. Berlin zu erreichen war aufregend; die herrischen und kalten Grenzbeamten, die dich mit eiskaltem Blick musterten, dich weiterwinkten oder festhielten, da wusste jeder sofort, woher der Begriff "Kalter Krieg" kam. Heute werden an solchen Stellen Pommes frites gegessen oder gymnastische Übungen von ungelenkigen Autofahrern gemacht. Und überhaupt: Berlin hat sich verändert, es ist farbiger geworden, es ist größer geworden, sogar das Brandenburger Tor hat sich verändert, seit die Telecom sich dort breit gemacht hat. Die Quadrilla sieht nicht mehr aus wie früher, die Menschen laufen häufig hilferufend und Arme empostreckend durch die Gegend und suchen eine U-Bahn-Station, die sie nach Hause bringt. Andere wiederum schmeißen mit Bargeld um sich, in der Hoffnung den Hut eines Straßenmusiker zu treffen. Berlin ist Hauptstadt. Bonn war leichter zu schreiben.