An der Lebenskante stehen

Eines Tages ist es dann so weit: Man steht an der Lebenskante und muss sich entscheiden. Soll ich stehen  bleiben? Oder vielleicht soll ich mich doch lieber setzen?
Auf jeden Fall nicht weitergehen. Dann hinter der Lebenskante kann es gewaltig abwärts gehen. Da ist es dunkel, und keiner weiß wirklich, was da kommt. So sind Mythen entstanden und Rituale, die die Furcht vor dem Dahinter bewahren sollen.
Klar ist ja wohl, dass es hinter der Lebenskante so richtig abgeht, dass es da rund geht, dass die Post abgeht, also, dass da richtig was geht, wenn man es in der reduzierten Version der Jüngeren unter uns sagen will, denn schreiben ist ja nicht mehr deren Sache.
Milch und Honig fließen in dieser Zone hinter der Kante, Sekt in Strömen, Hefeweizen tropft aus riesigen Flaschen und Onkel Dittmeyer, den man damals totmachen wollte, hält frisch gezapften Orangensaft bereit. Die Rente wird stündlich erhöht und es gibt die Deutschlandcard an jeder Ecke; ein einfacher Rülps erzeugt schon drei Punkte im privaten Rabattsystem und am Ende wird abgerechnet. Wer am  meisten gebechert und Punkte gesammelt hat, kommt in die Hölle. Und das ist ein echt heißer Ort. Da wir gefeiert wie zu besten Ballermann-Zeiten. Die Zweifler und Asketen leben ja im Augenblick noch, aber die holt sich die andere Seite demnächst ins Paradies. Da können sie dann mit den Dschihad-Krieger um die versprochenen Jungfrauen feilschen. Das muss nicht lustig werden, denn jeder darf ein Lieblings-Teil mit an den angeblichen schönen Ort nehmen. Die Selbstmord-Attentäter greifen da am liebsten zur Schusswaffe.
Patronen gibt es allerdings nur in der Hölle in Hülle und Fülle.
Also: Vorsicht, wenn du an einer Kante stehst! Es könnte die Lebenskante sein...