Mit Kindern essen

Es ist nicht einfach, medienverwöhnte Kinder und Jugendliche zum Essen zu bringen; der Phantasie der Eltern, die auf eine nahrhafte Speise für die Zöglinge Wert legen, wird einiges abverlangt.
Immer lauter wird in diesen Tagen der Schrei nach Fingerfood, ohne dass die Schreier wirklich wissen, wonach sie brüllen.
Eltern, besorgt, die unangemessenen Ansprüche ihres Nachwuchses nicht erfüllen zu können und damit zum familiären Alteisen zu gehören, hantieren hektisch mit Gummihandschuhen und eingefärbtem Geliermittel, um ein paar Hände mit 4-5 Fingern zu produzieren, die der nächsten Generation, mit einer gehörigen Portion Ketchup zum gewohnten Geschmacksniveau gepusht, wohl munden könnte.
Iiiih!, Das sind ja Glibberhände!, schallt es durchs Wohnzimmer und übertönt den Flimmerkasten, der entsprechend glibbernde Nahrung für den Kopf bietet.
Was passen könnte, will nicht in den Schlund. Den Eltern bleibt nichts anderes, als den Händen die Finger abzuschneiden und einen erneuten Versuch zu starten.
Fingerfood heißt genau genommen nicht Speise aus Fingern sondern Fingerspeise, nämlich irgendein Gematsche, das man mit den Fingern essen kann, ohne ein Besteck zu benutzen, was ja vielen Grobmotorikern sowieso schwer fällt.
In vielen Ländern hat man gerade den Pürierstab erfunden, aber in unseren Breiten verschwinden die zivilisatorischen Errungenschaften.