Kurts Geschichten: Schnellrechnen

Hans Kurt: Benno bekommt kein Spielgeld



Lieber Gott, lass mich morgen wieder Erster im Schnellrechnen werden, betete Benno jeden Abend. Er wusste, dass Schnellrechnen jeden Tag dran kam. Üben.


Lass mich morgen eine Eins schreiben, betete Benno an Abenden vor einer Klassenarbeit.
Oft klappte das, und Benno war mit Gott im Reinen.
Eines Tages holte der Klassenlehrer eine Mappe aus seiner Tasche und legte seinen Inhalt auf den Tisch: Spielgeld, das die Sparkassen nur an ganz besonderen Tagen, wie etwa dem Weltspartag, ausgaben und nur in ganz geringen Mengen, sodass Benno nie etwas abbekommen hatte. Er war immer zu spät mit seiner Spardose da gewesen und hatte sich mit Bleistiften und Radiergummis begnügen müssen.
Heute gab es Spielgeld für schnelle Rechner. Das Geld sah fast genauso wie das echte aus, war nur etwas kleiner.
Benno sah den Haufen schon vor sich.
Die Klasse sollte Kettenaufgaben rechnen. Kein Problem für Benno. Er hatte schnell ein Ergebnis. Er rannte nach vorne, wollte Erster sein und einen Batzen Spielgeld kassieren.
Der Lehrer schüttelte den Kopf. Das Ergebnis war falsch, schoss es Benno durch den Kopf. Das konnte nicht sein. Er rannte zum Platz und versuchte sich zu erinnern, was falsch gelaufen sein musste.
Er hatte ein neues Ergebnis und legte es hastig vor. Zwei Schüler hatte ihre Gewinne schon eingestrichen.
Bennos Ergebnis war wieder falsch. Wie konnte das sein?
Benno rannte an diesem Morgen noch dreimal nach vorne, kein Mal mit Erfolg; dann war das Spielgeld vergeben. Benno war leer ausgegangen.
Lieber Gott, was ist los?, fragte Benno zornig nach oben.
Aber der liebe Gott antwortete nicht.
Dabei weiß jeder, dass Geld eine Erfindung des Teufels ist.