Pedro Fußke: Kopftücher für Jungen


Seine Frisur war nicht in Mode; auch nicht seine Koteletten, die bis an den Unterkieferknochen reichten. Aber es gab ihm das Gefühl von Sicherheit. Seine langen, dunklen Haare umwehten seinen Kopf. Die blaugefärbte Pilotenbrille erlaubt ihm, anderen wenigstens kurz in die Augen zu schauen. Und die Koteletten: So als trüge man eine Badekappe unter den Haaren. Das muss du dir vorstellen. Marktlücke! Die Badekappe, die unter dem Haupthaar getragen werden konnte! Vielleicht sah es aber insgesamt eher wie ein Kopftuch aus, das nachlässig gebunden worden war. So wie es Mutter nie geduldet hätte. Damals hatte er, als Junge!, ein Kopftuch tragen müssen, wenn er aus der Badeanstalt kam mit nassen Haaren und natürlich auch nassen Ohren, weil er getaucht war. Ein Kopftuch! Seine Mutter hatte ihn dem Spott der Nachbarn preisgegeben. Nur damit er keine Mittelohrentzündung bekommen sollte. Die Koteletten, die heute niemand mehr ernsthaft trug, und die jetzt dunkel und feist seine Wangen entstellten, waren sein Kopftuch, seine doppelte Badekappe, seine Tarnkappe. Seine Ohren waren verschwunden unter seinen strähnigen Haaren. Nichts mehr mit Mittelohrentzündung, Mutter, und wenn, dann würde er keinen Mucks von sich geben. Keinen Ton würdest du hören. Nie mehr. Nie mehr Kopftücher!